Egal welches Belichtungsprogramm Sie einsetzen, für eine richtige Belichtung müssen die drei Werte von Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert stimmen. Man spricht auch vom Belichtungsdreieck. Für ein richtig belichtetes Foto braucht der Sensor eine bestimmte Lichtmenge. Wenn wenig Licht durch eine kleine Blende auf den Sensor fällt, dann müssen Sie für die richtige Lichtmenge lange belichten oder die vorhanden Bildinformationen verstärken, also den ISO-Wert erhöhen. Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert stehen also im direkten Zusammenhang um ein richtig belichtetes Foto zu bekommen. Damit man nicht immer alle drei Werte von Hand einstellen muss gibt es die Halbautomatikprogramme oder Programmautomatik. Bei den Halbautomatikprogrammen gibt man ein oder zwei Werte fest vor und der dritte wird errechnet. Der Belichtungsmesser ermöglicht es der Kamera dabei die benötigte Lichtmenge zu bestimmen. Bei verschiedenen Situationen berechnet der Belichtungsmesser aber die falsche Lichtmenge und wir müssen manuell eingreifen um ein richtig belichtet Foto zu erhalten. In dem Artikel "Die richtige Belichtung" beschreibe ich was ein richtig belichtetes Foto ist und wie Sie es erkennen.

 

Dateiformat RAW/JPEG

Die meisten Anfänger- und Hobbyfotografen fotografieren mit Ihrer teuren Kamera im JPEG Format. Warum das für viele Landschaftsfoto ungeeignet ist und warum Sie die Fotos im RAW Format abspeichern sollen, möchte ich Ihnen in diesem Abschnitt kurz erklären. Das JPEG Format wurde für die Darstellung von Fotos im Internet entwickelt und die Dateien sollten so klein wie möglich sein. Das JPEG Format speichert die Bildinformationen im 8Bit Format. Damit können pro Farbkanal 256 Farbabstufungen dargestellt werden. Außerdem ist das JPEG Format kein verlustfreies Dateiformat. Bei jeder Änderung und Speicherung gehen Bildinformationen verloren. Das JPEG Format ist daher nur ein Ausgabeformat und kein Format zum Bearbeiten von Fotos. Leider wird es aber oft aus Unwissenheit dazu eingesetzt (Den Fehler habe ich früher auch gemacht).

Bei dem RAW Format handelt es sich um ein digitales Negativ, dass Sie zum Ansehen entwickeln müssen. Erst bei der Entwicklung können Sie das voll Potential Ihrer Kamera ausschöpfen. Das RAW Format speichert die Bildinformationen im 12 bis 14 Bit Format und bietet damit pro Farbkanal mehrere zehntausend Farbabstufungen an. Dies ist z.B. wichtig, damit Sie mit den richtigen Farbtönen das Bild aufhellen können. Das RAW Format hat auch einen höheren Dynamikumfang, als das JPEG. In Summe enthält eine RAW Datei ungefähr zehnmal so viele Bildinformationen wie ein JPEG. Auch der Weißabgleich kann einfach später durchgeführt und genau angepasst werden. Die RAW Entwicklungswerkzeuge werden immer besser. Das bedeutet, aus selbst alten RAW Dateien können Sie mit aktueller Software mehr herausholen, als es früher möglich war. Bei den meisten RAW Entwicklungsprogrammen kann man auch mehrere Bilder mit einer definierten Einstellung entwickeln lassen. Die Aussage, dass Entwickeln dauert lange ist daher falsch. Auch der benötigte Speicherplatz kostet heute nicht mehr viel. Wer Angst hat kann am Anfang RAW + JPEG einstellen. Nach mehreren Monaten werden Sie aber nur noch die RAW Daten verwenden, da Sie die großen Vorteile erkannt haben und von der neuen Qualität Ihrer Fotos begeistert sind.

Wenn Sie dennoch weiterhin mit JPEG fotografieren wollen, dann sollten Sie zur Qualitätssteigerung auf den passenden Bildstiel achten. In der Kamera können Sie z.B. den Bildstiel von neutral auf Landschaft umstellen und erhalten damit knackigere Farben und mehr Schärfe. Bei meinen Artikeln wird allerdings davon ausgegangen, dass Sie das RAW Format einsetzen und den Bildstiel auf neutral setzen.

 

  • Holen Sie das maximale aus Ihrer Kamera heraus und stellen dafür das RAW Format ein. Es lohnt sich! Vielleicht werden Sie sich sogar später etwas Ärgern, dass Sie nicht früher schon im RAW Format fotografiert haben.
  • JPEG ist ein Ausgabeformat und kein Bildbearbeitungsformat, Verwenden Sie das JPEG Format für den Export aus dem RAW Entwicklungswerkzeug für die Darstellung am PC, Fernseher und dem Internet. Die Aussage "Ich möchte kein manipuliertes Foto haben, daher nutze ich nur die JPEG Einstellung an meiner Kamera." ist falsch. Bei jeder Digitalkamera werden erst die Roh Daten vom Sensor abgespeichert und dann ins JPEG Format umgewandelt. Der Unterschied ist, dass die Kamera die Daten entwickelt und nicht eine spezialisierte RAW Software auf Ihrem PC.
  • Stellen Sie in der Kamera JPEG nur ein, wenn es sich um nicht qualitativ hochwertige Schnappschüsse handelt. Für so etwas braucht man dann aber meistens auch keine teure Kamera.

 

Belichtungssysteme

Programmautomatik (P)

Bei der Programmautomatik wird über den Belichtungsmesser und den eingestellten ISO-Wert eine bestimmte Blenden-,  Belichtungszeit-Kombination von der Kamera eingestellt. Diese Kombination basiert auf der eingestellten Brennweite vom Objektiv und ermöglicht im Normalfall das Erstellen des Fotos aus der Hand. Im Gegensatz zur Vollautomatik können Sie die Blenden-, Zeitkombination beeinflussen. Wenn Sie die Blende kleiner machen wird automatisch die Belichtungszeit verlängert. Theoretisch sind mit der Programmautomatik Landschaftsaufnahmen möglich, aber die Programmautomatik ist nicht optimal dazu geeignet, da Sie immer kontrollieren müssen, ob das Programm auch das gemacht hat, was Sie möchten.

 

Blendenautomatik (TV oder S)

Der Begriff Blenden- und Zeitautomatik ist für Anfänger etwas verwirrend, da Sie bei der Blendenautomatik die Zeit vorgeben wird und bei Zeitautomatik die Blende. Merken Sie sich bei der Blendenautomatik wird der Blendenwert automatisch eingestellt und bei der Zeitautomatik die Belichtungszeit. Die englische Begriffe "Time Value = TV"), also Zeitwert einstellen bzw. "Apperture Value=AV" Blendenwert einstellen beschreibt es besser.

In der TV Halbautomatik geben Sie der Kamera die Belichtungszeit fest vor und die Kamera berechnet mit Hilfe des Belichtungsmessers und des eingestellten ISO-Wertes die richtige Belichtung. Sollte der Belichtungsmesser mal nicht die richtige Lichtmenge für ein richtig belichtetes Foto berechnen (Über- oder Unterbelichtetes Foto), dann können Sie die Blendenautomatik über die Belichtungskorrektur korrigieren.

Da wir für eine perfekte Landschaftsaufnahme die richtige Blende benötigen, ist die Zeitautomatik nicht die beste Lösung. Die Blendenautomatik verwendet man immer, wenn eine definierte Belichtungszeit z.B. zum Einfrieren von Sportaufnahmen notwendig ist.

 

Zeitautomatik (AV oder A)

Die Zeitautomatik ist die geeignetste Halbautomatik für Einzellandschaftsaufnahmen. Sie legen für die optimale Schärfe die geeignete Blende fast und die Belichtungszeit wird automatisch eingestellt. Da wir bei Landschaftsaufnahmen immer mit dem Stativ arbeiten sollen, ist in den meisten Fällen eine längere Belichtungszeit kein Problem. Für ein rauscharmes Bild sollte man versuchen immer den geringst möglichen ISO-Wert einzustellen. Stellen Sie daher den ISO-Wert manuell auf den niedrigsten Wert ein. Wird die Belichtungszeit zu lang, dann können Sie den ISO-Wert anheben. Bei einer ISO-Automatik würde die Automatik eventuell einen höheren ISO-Wert, als notwendig einstellen, da die Kamera nicht weiss, dass Sie das Stativ benutzen und eine Verwacklungsgefahr nicht besteht.

 

Manuell (M)

Eine manuelle Belichtung sollten Sie für die Erstellung von Landschaftspanorama Aufnahmen verwenden, da dann alle Bilder exakt die selbe Belichtung bekommen und damit zwischen den Aufnahmen der geringst mögliche Helligkeitsunterschied entsteht. Sie sollten die manuelle Belichtung auch dann einsetzen, wenn Sie einen Graufilter einsetzen, da der Belichtungsmesser mit dem Graufilter meistens nicht funktioniert.

Für Anfänger denken, dass Sie nicht wissen welche Werte Sie bei der Belichtungszeit, Blende und dem Iso-Wert einstellen müssen. Das liegt daran, dass die nicht wissen, dass der Belichtungsmesser Sie unterstützt.
Stellen Sie zuerst den ISO-Wert ein. Er sollte so niedrig wie möglich sein. Dann stellen Sie die gewünschte Blende ein und stellen mit dem Autofokus scharf. Durch das Scharfstellen wurde auch der Belichtungsmesser aktiviert. Jetzt müssen Sie nur noch die Zeit an Hand des Belichtsmessers richtig einstellen (Bei Canon muss der Stich von der Belichtungskorrekturanzeige unter der Null stehen). Solle eine Belichtungskorrektur notwendig sein, dann passen Sie bitte die Belichtungszeit an, oder falls zwingend notwendig den ISO-Wert.

 

Bulb (B)

Die meisten Kameras können in der P, AV, TV und M Stellung nur maximal 30 Sekunden lang belichten. Für perfekte Nachtaufnahmen kann das schon mal zu kurz sein. Im Bulb Modus müssen Sie alles komplett manuell einstellen. Oft funktioniert auch der Belichtungsmesser nicht mehr. Versuchen Sie daher im AV oder M Modus das Foto zu machen. Wenn sollte die Aufnahme trotz 30 Sekunden Belichtungszeit unterbelichtet sein, dann merken Sie sich die ISO-Wert und Blendenwerteinstellung und stellen die im Bulb Modus ein. Ein voller Blendenwert entspricht immer der doppelten Belichtungszeit. Sollte die Aufnahme bei 30 Sekunden Belichtungszeit deutlich unterbelichtet sein, dann bringt eine Belichtungszeit von 40 Sekunden keinen großen unterschied. Machen Sie dann Aufnahmen mit 1 Minute, 2 Minuten oder sogar 4 Minuten.

Im Bulb Modus wir so lange belichtet wie die Kamera ausgelöst wird. Sie benötigen daher für den Bulb Modus einen Fernauslöser um die Kamera entsprechend auszulösen und die Belichtszeit einzustellen. Einige Kameras wie z.B. die Canon EOS80D haben einen internen Langzeitauslöser. Wenn Sie den verwenden wollen, dann sollten Sie das in Kombination mit dem 2 Sekunden oder 10 Sekunden Selbstauslöser machen, damit die Kamera beim Auslösen nicht zu stark wackelt. Einige Kameras können auch über eine Smartphone App ausgelöst werden. Falls man mal keinen Fernauslöser dabei hat, ist das eine Alternative.

 

 

Der Ablauf für eines technisch perfektes Landschafsfoto:

  1. Kamera ausrichten
    Richten Sie die Kamera auf dem Stativ so gut wie möglich aus. Einige Kameras bieten dazu eine elektronische Wasserwaage an. Sie können sich dazu auch eine Wasserwaage auf dem Blitzschuh montieren. Die Horizontkorrektur kann zwar später in der RAW Bearbeitung durchgeführt werden, aber das Foto wird dann beschnitten. Um so genauer die Ausrichtung vorher ist, um so weniger wird beschnitten bzw. eine spätere Korrektur kann entfallen.

  2. Belichtungsprogramm wählen
    Stellen Sie die Kamera auf AV für eine Einzellandschaftsaufnahme oder auf M für mehrere Landschaftsaufnahmen, die zu einem Panoramabild verschmolzen werden sollen. Bei Nachtaufnahmen die länger als 30 Sekunden Belichtungszeit benötigen, verwenden Sie den Bulb Modus.
    Stellen Sie die richtige Blende (bei Landschaftsaufnahmen meisten zwischen f/5,6 und f/11).

  3. Belichtungsmess-Methode wählen
    Stellen Sie die Belichtungsmessung auf Mehrfeldmessung ein. Die Mehrfeldmessung ergibt meistens die besten Messergebnisse und damit die wenigsten Belichtungskorrekturen.

  4. Autofokus Betriebsart wählen
    Stellen Sie die Kamera auf AF-Einzelfeld und One-Shot ein. Stellen Sie ein geeignetes AF-Einzeldfeld ein. Lesen Sie dazu auch meinen Artikel "Die maximale Schärfe". Wenn Sie ein Landschaftspanorama aus mehreren Einzelbildern erstellen möchten, dann sollten Sie nach dem Scharfstellen den Autofokus abstellen, damit alle Bilder die gleiche Schärfentiefe aufweisen und keine unterschiedlichen Fokuspunkte.

  5. Belichtungszeit
    Stellen Sie Belichtungszeit ein, wenn Sie im M Modus fotografieren. Im AV Modus hat die Kamera das schon für Sie übernommen.

  6. Testfoto machen
    Machen Sie ein Testfoto

  7. Histogramm und Überbelichtungswarnung überprüfen
    Überprüfen Sie die Belichtung an Hand des Histogramms bzw. der Überbelichtungswarnung. Lesen Sie dazu auch meinen Artikel "Die richtige Belichtung".
    Überprüfen Sie über das Display auch die Bildkomposition und Schärfe und das Rauschen vom Bild. Zum Vergrößern des Bildes können Sie die Lupenfunktion der Kamera verwenden.

  8. Belichtung und eventuell Schärfe korrigieren
    Solle das erste Testfoto dem perfekten Ergebnis nicht entsprechen, dann führen Sie entsprechende Korrekturen aus. Meistens muss die Belichtung und der Standort für die Bildkomposition korrigiert werden. Fall das Foto einen sehr hohen Dynamikumfang hat, dann ist eventuell ein Grauverlaufsfilter oder eine Belichtungsreihe für ein HDR notwendig.

  9. Aufnahme wiederholen und prüfen
    Wiederholen Sie die vorigen Schritte bis das perfekte Ergebnis herauskommt

 

Hier mal ein Beispiel, dass nur mit eine RAW Datei möglich ist

Sternenhimmel auf Usedom. Über die RAW Datei konnte das Foto ausreichend entrauscht und aufgehellt werden. Die Aufnahme wurde mit einen Standardweitwinkel Objektiv gemacht, also kein überaus Lichtstarkes Objektiv.

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